Textgrundlagen

Prompt

Analyse der wirtschaftlichen und politischen Tragfähigkeit von Trumps Strategien

Einleitung

Die Trump-Regierung verfolgte unkonventionelle wirtschaftliche und geopolitische Strategien, die in vier Bereichen auffielen: Erstens erwog sie, die Leitwährung US-Dollar gezielt abzuwerten, um Handelsvorteile zu erzielen. Zweitens setzte sie Schutzzölle als geopolitisches Druckmittel ein, vor allem im Handelskonflikt mit China. Drittens pochte sie auf Lastenteilung in militärischen Allianzen (etwa der NATO) und drohte indirekt mit einem Rückzug der USA, sollten Verbündete nicht mehr zahlen. Viertens versuchte sie, die Dominanz der USA auf den Kapitalmärkten – insbesondere durch die Rolle des Dollars und von US-Staatsanleihen – zur Machtausübung zu nutzen. Im Folgenden werden diese Ansätze auf ihre wirtschaftliche und politische Tragfähigkeit untersucht. Historische Parallelen (z. B. das Plaza-Abkommen 1985, der Smoot-Hawley Tariff Act 1930, NATO-Bündnisdebatten im Kalten Krieg und das Petrodollar-System seit 1974) dienen als Vergleichsmaßstab. Anschließend erfolgt eine Bewertung der Realisierbarkeit von Trumps Strategie, ihrer Risiken sowie der Einschätzungen renommierter Ökonomen und Analysten – unter Einbeziehung von Perspektiven aus den USA, Europa und China.

Gezielte Abwertung der Leitwährung (Dollar)

Trump und seine Berater spielten mit dem Gedanken, den US-Dollar abzuwerten, um amerikanische Exporte zu verbilligen und Handelsdefizite zu reduzieren . Dies wäre eine Abkehr von der traditionellen „starken-Dollar-Politik“ der USA. Historisch gab es tatsächlich Fälle koordinierter Dollar-Abwertungen, allen voran das Plaza-Abkommen von 1985, bei dem die G5-Staaten (USA, Deutschland, Japan, Frankreich, Großbritannien) vereinbarten, den überbewerteten Dollar zu schwächen. In der Folge verlor der Dollar in zwei Jahren rund 30–50 % an Wert gegenüber Yen und D-Mark, was das US-Handelsdefizit reduzierte. Allerdings trug die massive Yen-Aufwertung später zu einer Vermögensblase in Japan bei. Wichtig ist: Das Plaza-Abkommen basierte auf enger internationaler Kooperation.

Trump hingegen hat zentrale Handelspartner verprellt, was eine ähnliche Kooperation unwahrscheinlich macht . Naoyuki Shinohara, ehemaliger japanischer Währungsdiplomat, betont, dass die USA heute China und Europa einbeziehen müssten, um den Dollar wirksam zu schwächen – doch genau diese Partner wären kaum geneigt mitzumachen, nachdem Trump sie durch Zölle und aggressive Verhandlungstaktiken verärgert hat . Zudem sei Währungsintervention in den riesigen heutigen Devisenmärkten weniger effektiv als in den 1980ern . US-Ökonomen warnen ebenfalls: Eine erzwungene Dollar-Abwertung könnte Inflation importieren (durch teurere Importe) und andere Länder zu Gegenmaßnahmen provozieren . Langfristig gefährdet ein politisch manipulierter Dollar sogar dessen Status als Weltreservewährung, was die Fähigkeit der USA unterminieren würde, Sanktionen durchzusetzen .

Tatsächlich erwog Trumps Team in einer möglichen zweiten Amtszeit drastische Schritte, z.B. ausländischen Partnern Währungsabwertungen abzuringen, notfalls mit Zolldrohungen – de facto ein „Mar-a-Lago-Abkommen“ analog zum Plaza-Abkommen. Fachleute halten dies für unplausibel. Schon 2019 hatte die Trump-Regierung mit einer symbolischen Einstufung Chinas als „Währungsmanipulator“ Schlagzeilen gemacht, fand aber kaum Unterstützung . Renommierte Ökonomen und Institute stehen solchen Plänen skeptisch gegenüber: Sie verweisen auf die 1930er Jahre, als kompetitive Abwertungen (“Beggar-thy-neighbor”-Politik) die Weltwirtschaftskrise verschärften, bis 1944 das Bretton-Woods-System stabile Wechselkurse schaffen sollte. Auch heute warnen Experten, ein offener Währungskrieg könne zu Kapitalflucht aus dem Dollar und einer Fragmentierung der Weltwirtschaft führen . Aus europäischer Sicht wäre eine erzwungene Dollar-Schwächung ebenfalls problematisch – der Euro würde aufwerten und Europas Exportindustrie belasten. Chinesische Analysten merken an, dass Washington damit genau das tun würde, wofür es jahrelang andere kritisierte. Sie rechnen damit, dass China und andere Länder im Zweifel Gegenmaßnahmen ergreifen oder verstärkt ihre Abhängigkeit vom Dollar reduzieren, um sich solchen US-Manipulationen zu entziehen.

Zusammengefasst erscheint die Umsetzung einer gezielten Dollar-Abwertung wenig realistisch. Ohne internationale Koordinierung wäre die Wirkung begrenzt und voller Nebenwirkungen. Die USA riskieren Preissteigerungen im Inland und Vertrauensverlust im Ausland. Historische Lehren (Plaza 1985) zeigen, dass Kooperation statt Konfrontation der Schlüssel zur erfolgreichen Währungsanpassung ist – eine Haltung, die Trumps Strategie bislang vermissen ließ.

Zölle als geopolitisches Druckmittel

Trump bezeichnete Zölle als „wunderschönes Wort“ und glaubte, mit Handelsbarrieren Vorteile erzwingen zu können . Unter seiner Regierung entfachten die USA einen umfassenden Handelskrieg, vor allem gegen China, aber auch gegen enge Partner (EU, Kanada, Mexiko). Trump vertrat die Ansicht, „Handelskriege sind gut und leicht zu gewinnen“ – eine Haltung, die im Kontrast zur historischen Erfahrung steht.

Ein oft genanntes historisches Beispiel ist der Smoot-Hawley Tariff Act von 1930, der die Zölle der USA auf tausende Produkte drastisch anhob. Er sollte heimische Farmer und Industrien schützen, doch das Gegenteil trat ein: Viele Handelspartner verhängten Vergeltungszölle, der Welthandel brach ein (Rückgang um ca. 65 % ) und die Weltwirtschaft stürzte tiefer in die Depression. Ökonomen sind sich einig, dass Smoot-Hawley die Große Depression verlängerte und vertiefte . In der Folge änderte die USA ihre Politik grundlegend – ab 1934 wurden mit dem Reciprocal Trade Agreements Act schrittweise Zölle im bilateralen Handel abgebaut . Dieses historische Scheitern großflächiger Zölle widerlegt klar die Sichtweise, dass Abschottung „einfach“ Wohlstand schafft. (Trump behauptete zwar einmal, hohe Zölle hätten die Große Depression verhindern können, doch die Geschichtsforschung zeigt, dass Smoot-Hawley eine schlechte Lage schlimmer machte .)

Trumps Zollpolitik 2018–2020 zielte spezifischer ab als 1930, rief aber ebenfalls Vergeltung hervor. Gegen China verhängte er Strafzölle auf Hunderte Milliarden US$ Warenwert, worauf China mit Zöllen auf US-Produkte (Agrarwaren, Energie usw.) konterte. Die EU wurde mit Stahl- und Aluminiumzöllen belegt und reagierte mit symbolträchtigen Gegenzöllen (z.B. auf Harley-Davidson-Motorräder und Whiskey), um politischen Druck auszuüben. Freunde wie Feinde wurden getroffen – neben China auch Verbündete wie Japan, Südkorea, Indien . Diese breite Front an Handelspartnern, die sich zugleich vor den Kopf gestoßen fühlten, schwächte die geopolitische Position der USA. So warnte ein Politikberater in Washington, dass Trump durch das „Entfremden so vieler Partner gleichzeitig“ die Wirksamkeit seiner Chinapolitik untergrabe . Länder wie China könnten sogar „gemeinsame Sache“ mit anderen benachteiligten Staaten machen, um den USA geeint die Stirn zu bieten – ein strategischer Bumerang.

Ökonomisch führten Trumps Zölle im Inland zu höheren Kosten für Verbraucher und Unternehmen. Studien beziffern die jährlichen Mehrkosten pro US-Haushalt auf etwa 1.300 bis 2.000 US-Dollar durch teurere Importe . Zwar erhielten einige Industriezweige (z.B. Stahl) vorübergehend Schutz, doch weiterverarbeitende Branchen (z.B. Autobauer) litten unter teureren Vormaterialien. Netto gingen Arbeitsplätze verloren oder wurden nicht geschaffen, wie Think-Tanks (Peterson Institute, Tax Foundation) analysierten. Trumps Behauptung, China zahle die Zölle, erwies sich als falsch – letztlich tragen Importeure und Konsumenten die Last. Auch das chronische US-Handelsdefizit wurde durch die Zölle kaum beseitigt; das Importvolumen aus China sank zwar, aber die Lücke wurde durch andere asiatische Länder gefüllt (Trade Diversion).

Europäische Perspektive: Die EU hielt an einer regelbasierten Handelsordnung fest und klagte gegen illegale US-Zölle vor der WTO. EU-Vertreter betonten, niemand gewinne in einem Handelskrieg – man solle vielmehr gemeinsam Überkapazitäten (Stahl) oder Chinas Marktverzerrungen angehen. Gleichzeitig nutzte Europa diplomatische Kanäle: Kommissionspräsident Juncker handelte 2018 mit Trump einen vorläufigen „Waffenstillstand“ aus (Verzicht auf Autozölle, Absichtserklärungen zu mehr LNG- und Soja-Importen in die EU), um Schlimmeres zu verhindern. Chinas Perspektive: Chinesische Experten sahen Trumps Zolldruck als Ausdruck eines „konfrontativen US-Ansatzes“, blieben rhetorisch aber betont gelassen. Beijing beschwor die eigene Widerstandsfähigkeit und diversifizierte seine Handelspartner (z.B. engere Beziehungen zu Südostasien, Abschluss von Regionalabkommen wie RCEP ohne die USA). Zugleich vermied China anfänglich eine überzogene Reaktion, um Raum für Verhandlungen zu lassen . Tatsächlich führte der wirtschaftliche Schmerz beiderseits 2020 zum „Phase-1-Abkommen“, in dem China höhere US-Importe zusagte – allerdings ohne die strittigen Strukturthemen (Subventionen, Technologietransfer) zu lösen.

Renommierte Ökonomen und Thinktanks bewerten Trumps Zoll-Bilanz überwiegend negativ. Die Peterson Institute for International Economics notierte, dass die Strafzölle primär zu zerstörten Partnerschaften und wirtschaftlicher Unsicherheit führten . Der IWF warnte vor einem Abwärtssog für das globale Wachstum. Lediglich protektionistische Kreise (z.B. im Rust Belt) sahen kurzfristig positive Effekte für bestimmte Jobs, warnten aber ebenfalls vor Inflation.

Insgesamt war Trumps Einsatz von Zöllen als Druckmittel nur bedingt plausibel und nachhaltig. Zwar ließ sich die Maßnahme leicht umsetzen (ein Federstrich des Präsidenten genügt, wie Trump demonstrierte), doch die politischen und ökonomischen Kosten waren hoch: Von Verbündetenisolierung bis Gegenreziprozität. Historische Beispiele wie Smoot-Hawley mahnen, dass umfassende Handelsbarrieren meist verheerende Folgen haben. Moderne Gegenbeispiele – etwa die multilateralen Handelsliberalisierungen nach 1945 – zeigen hingegen, dass Abbau von Zöllen insgesamt Wohlstand und stabile Allianzen fördert, während Trumps Ansatz eher Misstrauen und wirtschaftliche Reibungen erzeugte. So urteilen Analysten denn auch, dass Trumps Handelskrieg seine Ziele verfehlte und sogar US-Strategieziele gegenüber China konterkarierte .

Lastenteilung in militärischen Allianzen

Kein US-Präsident seit dem Kalten Krieg hat Bündnispartner so offen wegen angeblicher „Trittbrettfahrerei“ kritisiert wie Donald Trump. Besonders im Fokus stand die NATO: Trump monierte, die meisten Mitglieder erreichten nicht das Ziel, 2 % des BIP für Verteidigung auszugeben, und die USA würden „den Löwenanteil von 70–90 % der NATO-Kosten“ tragen – Aussagen, die in dieser Pauschalität irreführend sind . Zwar stimmt, dass die USA rund 3,3 % ihres BIP für Verteidigung aufwenden (2018) und damit etwa zwei Drittel der gesamten NATO-Verteidigungsausgaben stellen . Doch haben die USA ein globales Militär, während europäische Staaten sich auf ihre Region konzentrieren . Zudem zahlen die USA in das direkte NATO-Budget nur ca. 22 % ein . Trumps Forderung, NATO-Partner müssten ihre Ausgaben sofort steigern (teils schlug er sogar 4–5 % des BIP vor, weit mehr als die USA selbst ausgeben ), sorgte für Spannungen.